Interaktionsarbeit

Viel Hetze, wenig Wertschätzung

19.09.2019

Studie zeigt: Arbeit mit Menschen wird zu wenig gewürdigt und zu schlecht bezahlt. Stärkere emotionale und körperliche Belastungen als in anderen Beschäftigtengruppen.

Ob pflegen, betreuen, beraten oder unterrichten: Wer mit anderen Menschen arbeitet, sieht seine Leistung oft nicht ausreichend gewürdigt. Nur 22 Prozent der interaktiv arbeitenden Beschäftigten sind der Auffassung, dass die spezifischen Anforderungen ihrer Tätigkeit bei ihrem Einkommen berücksichtigt werden. Das ist das Ergebnis einer ver.di-Sonderauswertung des repräsentativen DGB-Index Gute Arbeit 2018, bei der knapp 6.000 Beschäftigte im Dienstleistungssektor befragt wurden. 70 Prozent gaben an, häufig im direkten Kontakt mit Kund*innen, Patient*innen, Bürger*innen, Klient*innen oder Lehrenden zu arbeiten. Das prägt ihre Arbeit.

Zwar sehen sie laut ver.di-Sonderauswertung in höherem Maße einen Sinn ihrer Tätigkeit, zugleich sind jedoch die emotionalen und körperlichen Belastungen stärker ausgeprägt. Sie müssen eher ihre Gefühle verbergen und sind Streitigkeiten ausgesetzt. Auffallend ist, dass diese Beschäftigten wesentlich mehr Stress bei der Arbeit haben. So gaben 59 Prozent von ihnen an, häufig von Arbeitshetze betroffen zu sein. Bei Beschäftigten ohne Kontakt zu Patient*innen oder Kunden sind es 42 Prozent.

»Die Schlussfolgerung der ver.di-Sonderauswertung ist: Auch die Arbeit mit Menschen muss humanisiert werden«, sagt der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske. »Die Kompetenzen der interaktiv Arbeitenden müssen endlich anerkannt und ihre spezifischen Leistungen angemessen honoriert werden.« Arbeit mit Menschen sei Arbeit mit Subjekten, fügt er hinzu – nicht mit lebenden Objekten.

Sylvia Bühler, im ver.di-Bundesvorstand für das Gesundheits- und Sozialwesen zuständig, verweist auf die Fürsorgepflicht der Arbeitgeber gegenüber ihren Beschäftigten. Doch in vielen Altenpflegeeinrichtungen, ambulanten Diensten und Kliniken würden keine oder keine substanziellen Gefährdungsbeurteilungen durchgeführt. »Neben den körperlichen sind es auch die sozialen und emotionalen Anforderungen, die dringend angegangen werden müssen«, betont Bühler. Um die Arbeitsintensität zu senken, seien verbindliche Vorschriften für eine bedarfsgerechte Personalausstattung nötig.

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