Klinikpersonal entlasten

200 zusätzliche Stellen in Hannover

11.12.2018

ver.di setzt auch im Klinikum Region Hannover eine Vereinbarung zur Entlastung durch. Mehr freie Tage für ältere Beschäftigte. Neues »MobilTeam« soll Ausfälle kompensieren.

 
Beschäftigte des KRH in Aktion für Entlastung

Der nächste Dominostein ist gefallen: Auch für das Klinikum Region Hannover hat ver.di eine Vereinbarung zur Entlastung durchgesetzt. Wie das kommunale Unternehmen im Intranet verkündet, sollen unter anderem 200 zusätzliche Vollzeitkräfte in der Pflege eingestellt werden. Die Hälfte von ihnen sind für ein neues »MobilTeam« gedacht, das »zu einem professionellen Umgang mit Fehlzeiten« beitragen soll. Mit Hilfe dieses Personalpools soll das häufige Einspringen von Pflegekräften außerhalb ihres Dienstplans reduziert werden. Kommt es dennoch dazu, wird dieses freiwillige Engagement mit 150 Prozent der Arbeits- als Freizeit abgegolten. Auf Wunsch der Pflegekraft kann der entsprechende Betrag auch ausgezahlt werden.

Um die Flexibilität der Kolleginnen und Kollegen im »MobilTeam« zu honorieren, erhalten diese eine Zulage von 300 Euro im Monat. Bei besonderer Flexibilität kann dieser Betrag auf 500 Euro steigen. Für sogenannte Joker-Dienste – bei denen Pflegekräfte kurzfristig auf eine andere Station versetzt werden können – gibt es 75 Euro zusätzlich pro Schicht, in der es zu einem solchen Einsatz kommt.

 
Beschäftigte des KRH in Aktion für Entlastung

30 der 200 zusätzlichen Pflegestellen werden dafür eingesetzt, die Qualifizierung, Ausbildung und Einarbeitung zu verbessern. Ebenso viele sollen dazu dienen, dass nachts in keiner Schicht mehr alleine gearbeitet wird, »bei Annäherung an eine Pflegekraft für 15 Patienten«. 20 neue Pflegestellen sollen besonders belastete Bereiche entlasten und ebenfalls 20 werden für den Ausgleich von »Entlastungstagen« genutzt. Ab dem kommenden Jahr haben Beschäftigte ab dem 55. Lebensjahr Anspruch auf zwei zusätzliche freie Tage im Jahr zur Regeneration. 2020 gilt dieser Anspruch ab 50 und von 2021 an ab 45 Jahren. Von diesen Entlastungstagen profitieren auch Beschäftigte der Service GmbH. Auszubildende werden nach erfolgreichem Abschluss unbefristet, und nur in begründeten Einzelfällen befristet, übernommen. Zudem wird ein Verfahren zur »Ausbildungsfehlanzeige« eingeführt, um Defizite in der Ausbildung zu beheben.

Die Arbeitgeberseite muss noch einige rechtliche Fragen zur Vereinbarung klären, deren Umsetzung beginnt aber bereits. ver.di-Verhandlungsführer Joachim Lüddecke sieht das nach 18 Verhandlungsrunden erzielte Ergebnis als großen Erfolg. »Wir haben ein paar ordentliche Pflöcke für mehr Personal und Entlastung eingeschlagen«, so der Gewerkschafter. Die Zahl der Pflegekräfte an den zehn Klinikstandorten soll infolge des Vertrags um über zehn Prozent wachsen. »Wichtig sind auch die zusätzlichen Entlastungstage für ältere Kolleginnen und Kollegen. Sie haben damit zweimal im Jahr die Möglichkeit, den Akku etwas aufzuladen.«

Dass die höhere Belastung der Beschäftigten im »MobilTeam« ausgeglichen werde, sei entscheidend, um genug Kolleginnen und Kollegen für diesen Pool zu gewinnen. »Die Verhandlungen waren schwierig, es gab viel hin und her. Dass wir am Ende eine gute Vereinbarung erreicht haben, ist der hohen Kampfbereitschaft der Beschäftigten zu verdanken«, betont Lüddecke. Mehrfach hatte die Belegschaft im Laufe des Konflikts die Arbeit niedergelegt, um den Arbeitgeber zu konkreten und verbindlichen Entlastungsmaßnahmen zu bewegen – letztlich mit Erfolg.

 
Staffelstabübergabe Mainz Die saarländische Krankenpflegerin Sabine Stein übergibt den Staffelstab der Bewegung für Entlastung am 6. Dezember 2018 an die Kolleg/innen der Universitätsmedizin Mainz.

Startschuss in Mainz

Auf diesen Weg wollen sich nun auch die Beschäftigten der Universitätsmedizin Mainz begeben. Bei einem ersten, sehr gut besuchten Treffen diskutierten am vergangenen Donnerstag (6. Dezember 2018) rund 60 Teamdelegierte über Wege zur Entlastung. Inspirieren ließen sie sich von zwei Aktivistinnen des Homburger Uniklinikums, wo ver.di zuletzt ebenfalls eine Vereinbarung zur Entlastung durchgesetzt hat. »Die Kolleginnen haben ihnen den Staffelstab überreicht, den die Saarländer zuvor von der Charité bekommen hatten«, berichtete ver.di-Sekretär Michael Quetting. »Sie haben den Mainzern klargemacht: Entlastung durchzusetzen, ist kein Spaziergang. Aber wenn sie zusammenhalten, können sie etwas erreichen.« Die Bereitschaft dazu ist ganz offensichtlich auch in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt vorhanden: Innerhalb von nur drei Wochen traten 115 Klinikbeschäftigte ver.di bei, um die Bewegung für mehr Personal und Entlastung mit aufzubauen. Diese könnte also demnächst noch weitere Dominosteine zu Fall bringen.

 

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